Usher-Freizeit 2013 in Radeberg

Der Taubblindendienst e. V. Radeberg lud vom 24.06. bis 01.07.2013 zur Usher-Freizeit im Storchennest ein. Die Gruppe bestand aus 2 Mitgliedern der Rheinland-Gruppe und 4 Mitgliedern der Rhein-Main-Neckar-Gruppe mit Usher-Betroffenen unterschiedlichster Ausprägung sowie Susann Möller, die als unentbehrliche Hilfe in jeder Situation als Begleitung dabei war. Elke Kaube holte uns am Bahnhof ab und brachte uns zum Storchennest. Das Storchennest ist eine wunderschöne Gründerzeitvilla, die um 1912 fertiggestellt wurde und erst in den 90er Jahren von der Taubblindenhilfe unter schwierigsten Bedingungen von der Pfarrerin Ruth Zacharias erworben wurde. Sie ebnete den Weg für den Kauf, die Sanierung und den laufenden Betrieb auch mittels Spenden und anderer Geldgeber. Die ehemalige „Entbindungsklinik“ war nahezu verfallen und strahlt heute wieder den alten Glanz der Gründerzeit aus. Das Haus wurde mit sehr viel Liebe zum Detail zu einem sehr ansprechenden und sehr gemütlichen Haus, in dem man sich sofort wohlfühlen kann.

Ganz besonders erwähnenswert ist der wunderbar angelegte und vor allem vielseitige Garten, der zum Haus gehört. Die Tafeln sind auf der Rückseite mit Punktschrift ausgestattet, sodass auch der Blinde die Namen der Pflanzen erkennen kann. Für Leute, die Botanik und Flora lieben, ist dieser Garten wirklich etwas Besonderes. Allein die vielen Vögel, die man hören kann, sind wirklich außergewöhnlich.

Ullrich Schuldt hat sämtliche Veranstaltungen organisiert und uns bei fast allen Aktivitäten begleitet. Neben den geführten Stadtbesichtigungen konnte „Ulli“ viele sehr persönliche Anmerkungen zu seiner Heimat erzählen. Der Ulli ist ja eine bekannte Persönlichkeit in Dresden und seine ganz spezielle Art ist wirklich sehr erfrischend. Es hat mich sehr beeindruckt, wie er mit seinem weit fortgeschrittenen Usher-Syndrom und anderen Beschwerden sehr aktiv am Leben teilnimmt und uns Usher-Betroffene inspirieren kann. Viele sehr amüsante Anekdoten werden wir wohl so schnell nicht vergessen können. Ulli, dafür danken wir dir sehr herzlich und wünschen dir für deinen weiteren Weg alles Gute! Wir freuen uns auf ein baldiges Wiedersehen!

Das Personal hat uns sehr freundlich aufgenommen und es waren alle sehr nett und immer sehr bemüht, unseren Ansprüchen zu genügen. Auch diesen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie den freiwilligen Helfern, die uns gefahren und begleitet haben, möchten wir für ihre sehr anspruchsvolle Arbeit danken, denn ohne sie könnten wir eine solche angenehme Freizeit nicht genießen.

Mindestens genauso wichtig war die tolle Gruppe. Jeder hilft dem anderen so gut er oder sie kann. Die gesamte Usher-Freizeit über habe ich erfahren dürfen, wie gut eine solche Solidarität, Respekt, Vertrauen und vor allem die sehr gute Stimmung zu spüren waren. Die Koordinierung der Gespräche war nicht immer einfach und oft mussten wir uns selbst ermahnen, Disziplin in die Runde zu bringen, damit auch jeder an den Gesprächen teilnehmen kann. Das liegt hauptsächlich an dem unterschiedlichen Hörrestvermögen der einzelnen Teilnehmer, das von hochgradiger Innenohrschwerhörigkeit bis an Taubheit grenzendem Hörvermögen sowie von eingeschränktem Gesichtsfeld mit klarer Makula bis hin zur fast vollständigen Blindheit reichte. Jeder hat da so sein eigenes Tempo. Bei den Aktivitäten wie Stadtbesichtigung, Musical, Schauwerkstatt und anderen Highlights wie dem Andachtsbesuch in der Frauenkirche mit imposanter Orgelmusik setzte die Gruppe die selbst angeschaffte FM-Anlage ein, um allen einen möglichst authentischen Eindruck zu verschaffen. Die Anschaffung der FM-Anlage wurde durch den Einsatz von Susann Möller möglich, die verschiedene Industriebetriebe angeschrieben hatte und innerhalb kürzester Zeit ein sehr großes Industrieunternehmen in Ludwigshafen zur Übernahme der Kosten veranlassen konnte. In diesem Zusammenhang muss ich die freiwillige Arbeit von Susann würdigen. Nicht nur hier während der Usher-Freizeit, sondern auch bei vielen anderen Aktivitäten steht Susann uns allen für die kleinen und großen Hilfen den ganzen Tag mit einer Engelsgeduld und immer freundlich zur Verfügung. Sie hilft beim Ausfüllen von Anträgen und was sonst noch so alles anfällt.

Liebe Susann, vielen Dank von uns allen! Ich denke, solche selbst­losen Einsätze wer­den viel zu wenig gewürdigt. Es gab na­türlich auch viele Vier-Augen-Ge­spräche, in de­nen mir die Mitglieder ihre ganz eigene Geschichte erzählt ha­ben. Die Erfahrungen, den Austausch und vor allem den großen Spaß, den wir alle hatten, fand ich einfach ganz toll und ich kann nur jedem empfehlen, solche Angebote zu nutzen, denn sie sind speziell für uns gemacht und helfen uns, mit unserer Krankheit umzugehen und sie bestmöglich zu beherrschen. Abschließend ist das Treffen sehr gelungen und für mich ganz besonders angenehm mit ganz tollen Charakteren und sehr sensiblen Menschen gewesen.

von Hubert Merkel

Kommentare

Lieber Hubert Merkel, vielen Dank für den Bericht. Als Teilnehmerin zweier Usher Freizeiten vor der in 2013, weiß ich, dass Ulli Schuldt sich sehr viel Mühe gibt, ein Programm zusammen zu stellen. Ich habe beim obigen Bericht vermisst, welche Aktivitäten, Besichtigungen welcher kulturellen Einrichtungen ihr genau unternommen habt. Das Programm für diese Freuizeit zusammen zu stellen, ist eine enorme Leistung von Ulli, nur leider werden in dem Bericht nur stichwortartig Aktivitäten wie Stadtbesichtigung, Musical, Schauwerkstatt und anderen Highlights und Andachtsbesuch in der Frauenkirche mit imposanter Orgelmusik erwähnt. Ich hätte mir gewünscht, wenn diese Aktivitäten näher beschrieben worden wären, z.B. welches Musical, welche Stadt oder Schauwerkstatt wurden besichtigt. Denn hier hinter verbergen sich wirkliche Schätze von Sachsen, die Ulli stets sehr speziell für uns Usher-Betroffene zusammenstellt und die letztlich Appetit machen, sich für diese Freizeit anzumelden. Herzliche Grüße Martina Friedrich

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