Vortrag Rießbeck

Eine Veranstaltung der Ushergruppe Berlin/Brandenburg

Von Beatrice Geißer

Zu unserer Veranstaltung am 28.11.2009 in den Räumen der Fürst Donnersmarck-Stiftung hatten wir als Gast Psychotherapeutin Kerstin Rießbeck geladen. Für ungefähr 15 Interessierte wurden entsprechende Technik, zwei Gebärdendolmetscher und viele Speisen organisiert. Daher ein herzliches Dankeschön an die Verantwortlichen! Die psychische Bewältigung von Krisen ist ein sehr sensibles Thema. In ihrem Vortrag stellte uns Frau Rießbeck die psychischen Belastungen durch das Usher-Syndrom und die damit verbundene Herausforderungen für die Betroffenen und deren Angehörige sehr einfühlsam und in einem großen Kontext dar. Frau Rießbeck verfügt über langjährige Erfahrung in der Begleitung von Menschen mit Hörsehbehinderung bzw. Taubblindheit aus ihrer Tätigkeit als psychologischer Dienst bei „Regens Wagner Zell“ - einer Einrichtung für mehrfachbehinderte Hörgeschädigte und in eigener Praxis.

Die Lebensbelastung Usher-Syndrom

Tritt eine schwerwiegende Behinderung erst im Laufe des Lebens auf, stellt dieses Ereignis einen tiefen und schmerzlichen Einschnitt in das Leben dar. Der Betroffene blickt in eine Zukunft, die sich sehr von seinem bisherigen Lebenskonzept unterscheidet. Es ergeben sich Beeinträchtigungen im Beruf, in Freizeit und in sozialen Beziehungen. Die Doppelbehinderung macht den Alltag oft anstrengend und sicher haben wir auch Angst vor Verschlechterung, denn den Verlauf der Krankheit können wir nicht vorhersehen.

Der Bewältigungsprozess - eine Chance

Es kommt zu unterschiedlichen psychischen Reaktionen bei der Krankheitsbewältigung:

  1. Wir erleben einen Schock und Gefühle von Angst und Chaos. Etwas Unbekanntes zerstört unser inneres Gleichgewicht.
  2. Wir versuchen, die drohende Gewissheit abzuwehren und wollen diese nicht wahrhaben. Wir müssen lernen, die Wahrheit emotional auszuhalten
  3. Wir erleben die frustrierende Gewissheit jetzt mit überwältigenden Gefühlen wie Wut oder Protest. Wir kämpfen in rationalen und emotionalen Bereichen. Erschöpfung, innere Leere, depressive Stimmungen und körperliche Symptome wie Anspannung, Magen-, Kopf- und Rückenschmerzen treten auf.
  4. Wir haben das Gefühl Aktiv sein zu wollen, brauchen aber auch verstärkt Pausen. Wir ziehen uns zurück, werden passiv und trauern um das Verlorene.
  5. Wir haben uns verausgabt und bewusste Erfahrungen mit Grenzen gemacht. Ein Prozess des Abschiednehmens ist wichtig für einen möglichen Neuanfang – Annahme.

Die Konzentration sollte sich daher verstärkt nach Innen richten. Durch Achtsamkeit lassen sich Gefühle und die damit verbundenen körperlichen Erlebnisse wahrnehmen, ausdrücken und kontrollieren. Beobachten wir uns selbst, lernen wir mit schwierigen Gedanken und inneren Stress umzugehen. „Aus diesem Sich-selbst-Finden erwächst die Freiheit, sich von erlittener Erfahrung zu distanzieren und die notwendigen nächsten Handlungen selbst zu gestalten.“ (Eva-Maria Glofke-Schulz, „Löwin im Dschungel“, 2007)

Abschließend wünschte uns Frau Rießbeck eine gute Stabilität für den Alltag, für die Auseinandersetzung mit der Krankheit und vor allem für unsere Begegnung mit hilfreichen Mitmenschen.

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