Usher-Seminar vom 11.-15.3. 2002

Ulrich Schult

Ich hatte die bisherigen Usher-Seminare immer nur aus der Ferne verfolgt, dies und jenes gelesen und gehört. Jetzt, dachte ich, wird es Zeit auch mal teilzunehmen und alles "Live" mitzuerleben. Alleine wollte ich nicht fahren, so suchte ich in meiner Regional-Gruppe Dresden Gleichbetroffene und fand eine Mitstreiterin und wir reisten zusammen nach Osterode. Im Aura Hotel wurden wir mit Sekt empfangen und zur Hausbesichtigung eingeladen. Anschließend gingen wir in den Speiseraum und an meinem Tisch waren meine Mitstreiterin Elke und auch noch Leipziger Damen dabei. Ich war der einzige Mann am Tisch – der Hahn im Korb. Also war Sachsen komplett. Nach dem Essen war Eröffnung des Seminars durch die Leiterin Frau Große-Wilde. Sie gab uns sehr viele Informationen und danach stellte sich jeder Teilnehmer kurz vor. Am nächsten Morgen fing unser Seminar mit einem Referat von Herrn Knoke an. Sein Thema war "Ängste, die durch Usher-Syndrom entstehen und Möglichkeiten der Bewältigung". Er referierte packend und mitreißend. Viele Seminarteilnehmer griffen kräftig zum Taschentuch. Ich bin etwas hartgesottener, aber es ging mir auch an die "Nieren". Jedenfalls hat Herr Knoke uns zur Bewältigung der psychischen Probleme leicht verständlich die "Werkzeuge" bewußt gemacht.

Anschließend ging es zur Gymnastik mit Musik. Dort habe ich meine "sitzsteifen Glieder" wieder locker trainiert. Am Nachmittag konnten wir uns in drei Gesprächskreisen über das Vormittag-Referat aussprechen. Dies war für viele Teilnehmer nicht einfach und etliche haben auch nur zugehört. Abends liefen noch Videos "Das Usher-Syndrom", "Bevor es dunkel wird". Die neuen Filme über Usher-Betroffene waren interessant und informativ. Danach ging es in die Cafeteria. Ich war an der Theke und habe mich leidlich mit einigen Leutchen unterhalten können, denn es war sehr laut. Da machen meine "Horcher" (Hörgeräte) nicht so mit. Das Stimmengewirr überdeckte die Stimme meines Gesprächspartners. Aber ich konnte etwas vom Mund absehen, soweit dies möglich war. Am Mittwoch wurde ein Sketch "Aus dem Leben der Margarethe von Witzleben" gespielt, dieser war sehr schön gestaltet. Prof. Dr. Claußen referierte dann über das Thema "Grundlinien einer Hörtaktik". Wie wir alle wissen, sind Hörgeräte nur Beschallungsgeräte. Man muß versuchen, bei dem Gespräch den überlagernden Lärm "wegzudenken" – einfach gesagt, schwer getan. Denn hören und verstehen sind zweierlei Dinge. Dies merkten wir bei dem "Hörtraining" mit Frau Plaßmeier. Mit einfachen Beispielen mußten wir gemeinsam den richtigen Wortlaut der Wörter hören. Das anschließende Konzert mit Frau Platzer hat mir sehr gefallen. Sie spielte auf dem Flügel Stücke von Bach (erblindet) und Beethoven (ertaubt). Zwischendurch, zur Auflockerung, wurde über das Leben und Wirken der beiden Künstler erzählt. Abends, nach den Informationen zur Punktschrift, plauderten wir in lockerer Runde im Wintergarten . Dort war es hell und nicht störend laut. War wohltuend gewesen und da ist es auch wieder sehr spät geworden. Am Donnerstag hörten wir "Neues aus dem Sozialrecht" und über "Geförderte Usher-Forschungsprojekte" des FcB. Danach kam Prof. Dr. Rüther mit seinem Thema "Diagnostik und Therapieansätze bei RP bzw. Usher-Syndrom". Er referierte sehr gut und sehr informativ. Es gibt viel Neues aus der medizinischen Forschung, aber leider ist es noch so, dass es keine Therapie gibt, die unsere Krankheit aufhält oder gar heilt. Da müssen wir leider abwarten und mit Hilfsmitteln etwas ausgleichen. Dazu war dann die große Hilfsmittel-Ausstellung gedacht.

Außerdem war eine Künstlerin (Usher-Betroffene) im Foyer anwesend und hatte viele Bilder ausgestellt. Eine Seminar-Teilnehmerin hat ein schönes Bild gemalt, dieses wird noch versteigert. Neben Beratung,Technische Hörhilfen, Low-Vision und elektronischen Hilfsmitteln gab es vieles andere mehr zu sehen. Ein Riesenstand mit kleinen Hilfsmitteln des täglichen Bedarfs war auch dabei. Da habe ich zugeschlagen und einige teure Kleinigkeiten gekauft. Mein Portemonnaie hat mächtig geweint. Aber was solls, die Hilfsmittel helfen über Schwierigkeiten hinweg. Bei der Abschlußbesprechung am anderen Morgen ließ Frau Große-Wilde Revue passieren und gab auch Infos für das nächste Seminar. Mir hat das gesamte Usher-Seminar sehr gut gefallen. Optimal organisiert und ein hervorragendes Programm, da kann ich nur noch "DANKE" sagen.

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