Usher-Seminar vom 16.3. - 20.3.2005

WEISSBLAUE GESCHICHTEN

Ralf Edinger

Mit Usher leben, trotzdem fröhlich sein! Scheinbar hilflos, dennoch glücklich sein! Usher-Seminar in Saulgrub/Oberbayern vom 16.3. – 20.3.2005 „Drei Heidelberger Geschwister“ machten sich auf den Weg. „Wie wird es werden?“ „Was kommt da auf uns zu?“ „Was wird es bringen?“ waren die Gedanken, die wir im Gepäck hatten. Nach einer Odysee mit unserer lieben Deutschen Bahn kamen wir gerade noch rechtzeitig zu den „weißblauen Usher-G’schichten “ in Saulgrub an. Nach dem herzhaften leckeren Abendessen eröffnete die Seminarleiterin, Rosemarie Große-Wilde das 15. Seminar. Es folgte eine kurze persönliche Runde, bei der sich die 53 TeilnehmerInnen aus allen Himmelsrichtungen, vom waschechten Bayer bis zu den „Praißn“ (Preußen) vorstellten. Sogar eine Ein-Mann-Delegation aus Schottland war zu Gast. Frau Rosemarie Große-Wilde hatte dafür gesorgt, dass die TeilnehmerInnen wieder auf ihre Kosten kamen. Es wurden Referenten gewonnen, die mit interessanten Themen uns bereichert haben. Es gab immer wieder Gelegenheit, auch Fragen an die Referenten zu stellen.

Interessant fand ich besonders das Thema „Zivilcourage“. Eine Polizeibeamtin aus dem Präsidium Köln sowie ein Kollege aus dem Polizeipräsidium München haben mit Witz und Charme für lebendige Stunden gesorgt. Allerdings fragten schon Einige, wie sie denn bei Notsituationen einschreiten können, da sie doch blind seien. Eine Frage, die offen im Raum geblieben ist. Auf spielerische Weise haben sie versucht, wie wir trotz unserer Einschränkungen Zivilcourage zeigen können und müssen! Selbst Hörsehgeschädigte können spüren, wenn jemand Hilfe braucht. Ähnliches Problem wurde auch im Thema „Wie können wir Erste Hilfe leisten?“ angesprochen. Der Mitarbeiter des ASB wies darauf hin, dass unterlassene Hilfeleistung dann geschieht, wenn überhaupt nichts gemacht wird. Ein Anruf mit dem Handy ist auf alle Fälle Hilfeleistung und immer noch besser, als irgendwie zu handeln, was mehr Schaden bringt als Rettung. Erstmals (?) haben Betroffene am Abend Workshops angeboten und ihre Begabungen und Fähigkeiten gekonnt eingesetzt. Es wurde u.a. gesungen, gemalt, geknetet, gelormt. Sogar eine Nachtsichtsbrille wurde getestet („Wow! Was man da alles im Dunkeln erkennen kann!“). Manche haben auch an einem progressiven Muskeltraining teilgenommen. Unvergesslich wird wohl auch der „Bayrische Schmankerl“ gewesen sein, bei dem Weisswürste mit Riesenbrezn, Leberkäs, leckere Knödel gekostet werden konnten und fesche Bedienungen im Dirndl brachten auf Wunsch das „Moaß“.

Höhepunkt der Woche war dann der gemeinsame Abschlussabend. Der „Usher-Chor“, der im Workshop entstanden ist, bereicherte den Abend mit Gesängen bei denen mitgesungen, mit den Fingern geschnippt oder geklatscht werden konnte. Auch Händels „Largo“ wurde von einer Teilnehmerin auf dem Flügel zu Gehör gebracht. An diesem Abend saß man noch recht lange zum Erfahrungsaustausch beisammen. Dann war wieder Abschiednehmen angesagt. Doch die Woche hat Spuren hinterlassen. Neue Erfahrungen und Eindrucke konnten wir „drei Heidelberger“ mit nach Hause nehmen. Das waren vor allem die Kontakte, die geknüpft wurden und die Gespräche. Da war kein Wehklagen oder ein Gejammer zu spüren, sondern es gab soviel aufbauende Worte; es wurde viel geschmunzelt und gelacht. Ein Teilnehmer hatte am Abschlussabend ein „Usher-Lied“ selbst komponiert und vorgetragen. Ein Lied, das schon alles aussagt, was am Ende dieser Woche bei den vielen Begegnungen hängen geblieben ist: Text und Musik: Arno Strüning In einer Welt voller Gefahren, die wir leicht übersehn Müssen wir jeden Tag bestehn. Wie beim Blumenkasten auf dem Wege, wo wir stolpern statt gehen. Auch mit dem Hören ist es nicht weit her. Fragen oft: Wie bitte, was und wer? Trotz Hörgeräten fällt das Verstehen schwer.

Trotz allem was uns hindert, gehen wir unsern Weg. Und wie können wir uns freun an allem Schönen, was uns das Leben gibt: Mit Usher leben, trotzdem fröhlich sein! Scheinbar hilflos, dennoch glücklich sein! Vielen Dank gilt allen, die dazu beigetragen haben, dass es eine interessante, lebendlge und menschliche Begegnung wurde. Dank dem Aura-Hotel für die freundliche Aufnahme und den Service. Besonderen Dank an Rosemarie Große-Wilde und ihrem Team, die sich soviel Mühe gegeben haben! Hoffentlich können wir uns dann nächstes Jahr in Saulgrub wiedersehen!

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